Frauen - Heil - Kunde (B00KAWW82G) by Ruediger Dahlke & Margit Dahlke & Volker Zahn

Frauen - Heil - Kunde (B00KAWW82G) by Ruediger Dahlke & Margit Dahlke & Volker Zahn

Autor:Ruediger Dahlke & Margit Dahlke & Volker Zahn [Dahlke, Ruediger]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: C. Bertelsmann Verlag
veröffentlicht: 2014-05-19T04:00:00+00:00


Verwachsungen

Ob Verwachsungen wirklich ein häufiger Grund für Unterleibsbeschwerden sind, ist nicht einfach zu klären, jedenfalls sind sie ein sehr häufiger Operationsgrund bei Beschwerden in dieser Region. Tatsache ist, daß nach Öffnung der Bauchhöhle häufig Gewebewucherungen auftreten, die zu Schmerzen führen können, obwohl sie ihrem Wesen nach gutartig sind. Mit dem Öffnen des an sich hermetisch verschlossenen Eingeweideraumes wird offenbar ein Tabu gebrochen, und die Folge ist Aufruhr der verschiedenen Gewebe. Es entsteht offensichtlich ein Anreiz zu Wachstum und zu Auswüchsen. Die zumeist chirurgische Störung der inneren Ordnung und des hier herrschenden Gleichgewichts löst gleichsam eine Auflehnung des Gewebes gegen diesen Ein- und Übergriff aus. Nach der Verletzung der inneren Integrität halten sich auch die inneren Organe nicht mehr an die Regeln, sondern beginnen neuerlich zu wachsen und stellen – auf den ersten Blick – unsinnige und schmerzlich störende Verbindungen her. Auf den zweiten Blick sind diese Reaktionen aus der Sicht des Organismus allerdings verständlich. Jede Verletzung erfordert Reparaturmaßnahmen der Natur. Jetzt muß alles wieder verwachsen, zu(sammen)wachsen, muß wieder heil werden. Offenbar schießt der Organismus aber oft mehr oder weniger weit über das Ziel hinaus. Er versucht, es besser zu machen, als es vorher war, indem er durch möglichst viele Verbindungen mehr Halt und Stabilität anstrebt. Wenn alle Organe mit allen anderen zusammengewachsen sind und alles überall noch zu den Seiten, nach vorn und hinten, nach oben und unten verankert ist, werden jedenfalls mehr Stabilität und Sicherheit erreicht. Allerdings zerren diese zusätzlichen Verstrebungen und Verknüpfungen bei verschiedenen Körperbewegungen an den Organen. Es ist, als würde sich der Organismus auf einen neuerlichen (Operations-) Sturm vorbereiten und alles ganz sicher festzurren. Daß eine solcherart abgesicherte Situation der Beweglichkeit im Weg steht, ergibt sich von selbst.

In der endoskopischen Betrachtung stellen sich die Verwachsungen manchmal wie zähe Netze oder Spinnengewebe dar, die sich über alles legen. Das ließe an ein seit längerem nicht bewohntes Haus denken, das allmählich von Spinnen(weben) übernommen wird. Im übertragenen Sinn könnte ein von der Seele nicht bewohnter Leib ähnliche Reaktionen zeigen.

Wir müssen uns wohl neuerlich ins Bewußtsein rufen, daß wir an sich nicht für Operationen gemacht sind. Auch im Zeitalter der High-Tech-Medizin gelten im Organismus doch noch die uralten, in Jahrmillionen herausgebildeten Gesetze, wonach ein Stich in den Bauch lebensbedrohlich ist und ihm mit allen nur erdenklichen Abwehrmaßnahmen begegnet werden muß. Man könnte hier eine Art Panikreaktion sehen, die das bedrohte Überleben – wie notdürftig auch immer – zu retten sucht. Operationen stellen in jedem Fall zuerst einmal eine Verletzung der Integrität dar und sind, soweit es irgend geht, zu vermeiden. Das klingt wie eine Binsenweisheit, der jeder Arzt und jede Patientin spontan zustimmen muß, die Wirklichkeit sieht aber leider ganz anders aus. Auf dem Weg zum Facharzt werden die Kollegen der operativen Fächer schon aufgrund der Ausbildungsordnungen ein persönliches Interesse an Operationen entwickeln. Dabei sollten wir uns zumindest die erste Operation lieber dreimal überlegen und nicht so leichtfertig, wie es heute noch immer geschieht, wegen jedem Bauchschmerz den Blinddarm chirurgisch opfern. Die Gynäkologie findet insofern zumeist schon gar keine unangetastete Bauchhöhle mehr vor, weil die Chirurgen schneller waren.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.